Auf Tuchfühlung mit dem Unternehmen SAPIN
"SAPIN SA ist seit Januar 2004 PEFC-zertifiziert".
Seit 1986 SAPIN ist im An- und Verkauf sowie im Transport von Holz sowohl in Belgien als auch im Ausland tätig. Benoit Bauwens, Ingenieur für Wasser- und Forstwirtschaft und Mitglied der Fédération des experts forestiers de Wallonie, trat 1991 in das Unternehmen SAPIN SA ein. Er ist u. a. für die Rückverfolgbarkeitskette und die FSC- und PEFC-Forstzertifizierungen zuständig. Die Société Royale Forestière de Belgique (Königlich Belgische Forstgesellschaft) hat ihn besucht.
Interview:
> Herr Bauwens, können Sie uns die SAPIN AG beschreiben?
Das Unternehmen SAPIN entstand 1986 aus einem Joint Venture1 zwischen verschiedenen Papierkonzernen. SAPIN ist im Einkauf (200.000 m3 pro Jahr entweder auf dem Stock oder am Straßenrand und 500.000 bis 600.000 m3 äquivalent im Handel), Verkauf und Transport von Holz sowie im Seeimport tätig. SAPIN liefert an Papierfabriken, Sägewerke und Holzverarbeitungsbetriebe.
SAPPI2 ist heute der alleinige Eigentümer von SAPIN seit Ende 2015. SAPIN ist somit eine Tochtergesellschaft der SAPPI-Gruppe.
> Wie hat sich Ihr Unternehmen seit seiner Gründung entwickelt?
Seit ihrer Gründung war die SAPIN SA darauf ausgerichtet, Papierfabriken mit Fichtenholz für die Herstellung von mechanischem Zellstoff (im Gegensatz zu chemischem Zellstoff) zu beliefern. Wir hatten bereits drei Bezugsquellen: Hackschnitzel aus Sägewerken, Forstwirte und unsere eigene Forstwirtschaftsabteilung.
Zu Beginn unserer Tätigkeit gab es im Wald das, was wir gemeinhin als "Papierholzeinschlag" bezeichneten, bei dem es sich um Erst-, Zweit- und ein wenig Drittdurchforstungen handelte. Doch die technologischen Entwicklungen beim Sägen veränderten die Situation. Die erstverarbeitende Industrie begann, Kleinholz zu sägen. Aus dem "Papierholzschnitt" wurde ein Schnittholzschnitt mit kleinen Durchmessern. Die SAPIN SA orientierte sich daraufhin mehr auf Nadelschnittholz, um Sägewerke zu beliefern, von denen sie die Hackschnitzel aufkauft, die dann in die Papierfabrik gehen.
1994 begann SAPPI, neben Fichtenholz auch Pappelholz zu verwenden, da dieses die Produktionsgeschwindigkeit erhöhte und mehr Weißgradpunkte im Papier ermöglichte.
> Wie sieht die Strategie Ihrer Muttergesellschaft aus und wie wirkt sie sich auf Ihr Geschäft aus?
2019 investierte SAPPI rund 145 Millionen Euro, um eine andere Art von Zellstoff zu produzieren. Es handelt sich um eine langfristige Investition mit einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der es SAPPI ermöglichen wird, in neue Märkte zu expandieren. Das Ziel ist die Spezialisierung auf bestimmte Arten von Qualitätsprodukten. Derzeit können wir SAPPI mit den meisten Laubhölzern beliefern. Ausgeschlossen sind jedoch bestimmte Holzarten wie Kastanie, Linde, Akazie etc. Während SAPIN zu einem bestimmten Zeitpunkt quasi 2.000.000 m³ Holzäquivalente pro Jahr vermarktet hat, verhandeln und nutzen wir in den letzten Jahren jährlich zwischen 700.000 und 800.000 m³ pro Jahr.
> Welche Holzarten kaufen Sie?
Auf dem Stock sind die wichtigsten Holzarten Fichte, Douglasie und Lärche. Wir kaufen jedoch auch viel Holz am Straßenrand oder aus Fabriken, und zwar sowohl Laub- als auch Nadelholz.
> Wie viel Holz wird durch Ihr Haus transportiert?
SAPIN besitzt keine Lagerhäuser. Das geschlagene Holz wird direkt zum Kunden transportiert. Dasselbe gilt für Nebenprodukte aus dem Sägewerk, die von uns abgeholt und dann an unsere Kunden geliefert werden.
> Woher beziehen Sie Ihr Essen?
SAPIN betreibt und handelt in einem Umkreis von 250 bis 300 km um den Firmensitz. Das heißt Nordfrankreich, Belgien, Luxemburg, die Niederlande und Westdeutschland. Außerdem importieren wir große Mengen an Schnittholz, Papier und Biomasse aus verschiedenen europäischen Ländern wie Großbritannien, Irland, Skandinavien oder den baltischen Staaten.
> Was geschieht mit diesen Hölzern?
Wie bereits erwähnt, verarbeitet SAPPI, unsere Muttergesellschaft, Holz zu Luxuspapier. Andere Produkte, die SAPIN abbaut, werden zu Karton, MDF-Platten, OSB und natürlich Schnittholz verarbeitet.
> Seit wann ist Ihr Unternehmen PEFC-zertifiziert?
Die SAPIN AG ist seit Januar 2004 PEFC-zertifiziert.
> Warum haben Sie sich für die PEFC-Zertifizierung entschieden?
Die PEFC-Forstzertifizierung besitzt Werte, die mit denen von SAPIN übereinstimmen. Darüber hinaus ist der Papiermarkt ein globaler Markt, auf dem der Wettbewerb groß ist. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass SAPIN zertifiziert ist, damit ihr Unternehmen keine Märkte verliert.
Muttergesellschaft SAPPI, die ebenfalls FSC- und PEFC-zertifiziert ist.
> Ist die PEFC-Zertifizierung wichtig für Sie?
Wenn man langfristig denken will, ist man gezwungen, in Ressourcen - in unserem Fall Holz - zu denken und deren Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Zertifizierungssysteme bieten diese Garantien. Für ein Unternehmen wie SAPIN ist es daher lebenswichtig, dass Zertifizierungssysteme wie PEFC, FSC, SFI und andere gleichwertige Systeme existieren, die den Fortbestand und die Nachhaltigkeit unserer Wälder garantieren.
> Haben Sie eine große Nachfrage nach Holz mit PEFC-Siegel?
Derzeit kommt diese Nachfrage vor allem von Papier- und Plattenherstellern. Aber auch bei Schnittholzprodukten steigt die Nachfrage. Hinzu kommt, dass die Nebenprodukte der Sägewerke, die Hackschnitzel, zunehmend eine Kennzeichnung erfordern, was die Sägewerksbetreiber dazu veranlasst, Zertifizierungsmaßnahmen einzuleiten.
> Wie hoch ist der Anteil von Holz mit PEFC-Siegel, den Sie kaufen?
Derzeit kaufen und verkaufen wir ungefähr 25 % PEFC-zertifiziertes Holz. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass einige unserer Lieferanten sowohl FSC- als auch PEFC-Zertifizierungen besitzen und wir jeweils nur eine davon verwenden. Ohne diese "Feinheit" läge der Anteil an PEFC-Holz bei etwa 35 %.
> Finden Sie genug zertifiziertes Holz?
Die Antwort lautet eindeutig nein. Dies zwingt uns manchmal dazu, mehr Holz zu importieren. Dies ist in einem ökologischen und umweltschützenden Ansatz ein Unding. Wenn die gesuchte Menge an Holz verfügbar und zertifiziert wäre, könnten unsere Importe weitgehend reduziert werden.
Zertifizierungsbemühungen sollten von den Eigentümern unternommen werden, aber sie sind nicht die einzigen Betroffenen. Händler, die sich nicht für die Zertifizierung engagieren, können das Holz aus einem zertifizierten Wald nicht als solches verkaufen. Dies ist ein Verlust für die nachgelagerten Bereiche der Wertschöpfungskette.
> Kommt es vor, dass Sie für PEFC-zertifiziertes Holz ein paar Euro mehr ausgeben oder den Kauf einer nicht zertifizierten Charge ablehnen?
Diese Frage kommt immer wieder auf den Tisch. Heute geht es nicht darum, eine "Prämie" für zertifiziertes Holz zu geben, sondern vielmehr darum, Holz zu bestrafen, das nicht zertifiziert ist.
Warum wurde diese Methode gewählt? Die Antwort ist einfach: Der Wettbewerb beim Holzeinkauf ist heute so groß, dass wir immer den besten Preis anbieten müssen, ein Aufschlag wäre wirtschaftlich nicht tragbar.
> Sie kaufen sowohl in Privatwäldern als auch in öffentlichen Wäldern?
Ja. Wir machen beim Kauf keinen Unterschied.
> Im öffentlichen Wald ist fast alles PEFC? Reicht das nicht für die Versorgung aus?
Ja und nein. Theoretisch ja, aber die Realität vor Ort widerspricht dieser Aussage, da mehrere unserer Kunden mit Volumenkrediten arbeiten, bei denen es physisch unmöglich ist, Lagerbestände von zertifiziertem und nicht zertifiziertem Holz zu trennen.
Dies bedeutet, dass die SAPIN AG jährlich eine Risikoanalyse für Holz aus kontrollierten Quellen durchführen muss, damit unsere Kunden alle unsere Bezugsquellen mischen können. Es ist klar, dass das Leben viel einfacher wäre, wenn jedes eingehende Holz zertifiziert wäre...
> Welche Folgen hätte es für Ihr Unternehmen, wenn Sie Ihr PEFC-Label verlieren würden?
Wie oben beschrieben, kommt diese Frage nicht in Betracht.
> Haben Sie, seit Ihr Unternehmen zertifiziert ist, eine Marktentwicklung in Bezug auf Produkte mit dem Siegel festgestellt?
Seit 2004 ist die Nachfrage eindeutig gestiegen, aber dieser Trend geht nicht unbedingt vom Endverbraucher aus, der seine Konsumentscheidungen nicht nur nach Qualitätskriterien oder Standards, sondern auch nach dem Preis der Produkte richtet.
Dieser Anstieg der Nachfrage spiegelt auch einen Wunsch des Industriesektors wider, der sich unbedingt alle Türen zu den Märkten offen halten will.
> Glauben Sie, dass es für private Hausbesitzer wichtig ist, sich zu zertifizieren?
Die Nachfrage nach Holz explodiert seit einigen Jahren. Holz genießt immer noch ein positives Image. Heute stellt diese Nachfrage jedoch ein Risiko für das Überleben und den Fortbestand des Waldes dar. Wir können vom Wald nicht verlangen, eine konsequente Energiequelle und das einzige Baumaterial zu sein. Der Wald kann nur das geben, was er produziert. Dieses Naturerbe zu überstrapazieren wäre absolut kontraproduktiv.
Der Nutzen der Waldzertifizierung liegt unter anderem darin, dass sie der Industrie eine Bezugsquelle für viele Jahre garantiert. Die Zertifizierung ist daher indirekt ein Anreiz, zu investieren, Personal einzustellen und die Wirtschaft eines Landes am Laufen zu halten.
Die Zertifizierung des eigenen Waldes ist auch ein Mittel, um zu zeigen, dass man nicht nur Finanzspekulationen betreibt. Es vermittelt ein sehr vernünftiges und vernünftiges Bild von den Eigentümern und schafft somit Vertrauen in die Zukunft unserer Industrie.
Foto: © Sapin SA
- Ein Joint Venture, auch Gemeinschaftsunternehmen, Joint Venture oder Joint Venture(s) (im Deutschen regelmäßig verwendeter Anglizismus) genannt, ist eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehreren Unternehmen, die sich bereit erklären, für einen begrenzten Zeitraum gemeinsam ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Quelle: Wikipedia
- SAPPI ist ein multinationales Unternehmen, das sich auf die Herstellung von DWP, Zellstoff (Pulpwood), Druckpapier (Release Paper) und Bioraffinationslösungen für seine direkten und indirekten Kunden spezialisiert hat. SAPPI Europe ist der größte europäische Hersteller von beschichtetem grafischem Papier sowie von Verpackungs- und Spezialpapieren. Quelle: https://www.sappi.com und
https://www.sapin.be/sappi/